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Familie Frels - Wie treibt man eine Ahnenforscherin in den Wahnsinn! - |
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Ablauf einer genealogischen Suche (ca. 15 Jahre): Ich hatte zwar schon häufig Probleme bei der Erforschung von Ahnen, aber so viele Hindernisse wie bei Emilie Elisabeth Frels hatte ich sonst bei keiner anderen Person! All meine Erfahrung beim Forschen wurde hier gefordert, die sonst üblichen und erfolgversprechenden Methoden der Ahnenforschung brachten hier keinerlei Erfolg.
Das war’s. Kein Geburtsdatum und -ort, kein Sterbedatum und -ort, kein weiterer Anhaltspunkt, um in irgendwelchen Kirchenbüchern oder bei Standesämtern nach ihren Daten zu suchen. Aber beim Stöbern in ganz anderen Akten kam mir dann der Zufall zu Hilfe. Durch die Möglichkeit der Einsichtnahme der Einwohnermeldekarteien von Altona fand ich den Eintrag von Rudolph Scheuermann, ihres Ehemanns. Emilie Frels war zu diesem Zeitpunkt schon gestorben, aber dieser Eintrag enthielt trotzdem ihre Geburtsdaten. Endlich ein Hinweis! Emilie Elisabeth Frels wurde am 14.12.1859 in Friedrichstadt geboren. Mit großen Erwartungen fuhr ich zum dortigen Stadtarchiv. Nun würde ich endlich mehr Informationen über die Famile erhalten. Folgendes ließ sich in den Kirchenbüchern von Friedrichstadt finden: Emilie (*14.12.1859 in Friedrichstadt) war das jüngste Kind von Chausseaufseher Friedrich Carl August Frels und Caroline Dorothea Margaretha Johannsen.
Im Stadtarchiv hatte ich die Gelegenheit, einige alte Dokumente betreffend einem Neubau einer Chaussee von Friedrichstadt nach Husum einzusehen. Dort wurden mir auch die Aufgaben eines Chausseewärters und -aufsehers erklärt. Die Chausseen - oder Landstraßen - waren früher regelrechte Sandwege. Regenwasser weichte die Fahrbahn auf, die Räder der Fuhrwerke und die Hufe der Zug- und Reittiere taten ein Übriges, um daraus holprige Pisten zu machen. Aufgabe der Chausseewärter war es, auf den ihnen zugeteilten Abschnitten die Landstraße instandzuhalten und immer wieder auszubessern. Lag der zu betreuende Abschnitt am Beginn einer Wegegeldpflichtigen Straße, hatte der Chausseewärter auch das Wegegeld einzunehmen. Zu diesem Zweck wurden die Chausseewärterhäuser dicht an der Fahrbahn gebaut, Sie besaßen in der Regel einen Erker, von dem aus die Landstraße ein Stück weit zu überblicken war, so dass der Chausseewärter auch vom Haus aus herannahende Fuhrwerke erkennen und sich rechtzeitig hinausbegeben konnte. Vor den Chausseehäusern war die Chaussee in der Regel gepflastert und durch eine Schranke gesperrt, die erst geöffnet wurde, wenn das Wegegeld gezahlt worden war. Der Bau der Chausseehäuser in Schleswig-Holstein kann ziemlich genau auf die Zeit zwischen 1830 und 1874 festgelegt werden, da zum 1. Januar 1875 eine neue Organisationsform für die Verwaltung der Provinzialstraßen eingeführt und seitdem auch kein Wegegeld mehr erhoben wurde. Die Familie scheint nur in der Zeit von 1849 bis 1860 in Friedrichstadt gewohnt zu haben. Die Trauung der Beiden fand nicht in Friedrichstadt statt und in den Volkszähllisten des Jahres 1867 wird keine Familie Frels mehr aufgeführt. Welche Gründe könnte es für die nur kurze Verweildauer der Familie in Friedrichstadt geben? Im Traueintrag seiner Tochter Caroline Margaretha Elisabeth mit Heinrich Albert Friedrich Schröder am 13.07.1869 in Wesenberg, wurde als Beruf des Brautvaters Friedrich Carl August Frels jedenfalls nicht mehr Chausseewärter, sondern Wagenbaumeister angegeben. Vielleicht verließ die Familie Frels Friedrichstadt wegen der katastrophalen Situation in der sich die Stadt nach folgender Begebenheit befunden hat: “Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 war Friedrichstadt Kriegsschauplatz in der Auseinandersetzung zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark um die Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins. Dänische Truppen hatten die mit ihrem Übergang über die Eider strategisch wichtige Stadt besetzt, die Schleswig-Holsteiner wollten sie zurückerobern. Von ihren Kanonenbooten auf der Eider aus beschossen sie die Stadt. Durch das Bombardement brannten 137 Häuser nieder, darunter das Rathaus und die Kirche der Remonstranten. 285 Häuser waren mehr oder minder stark beschädigt, zahlreiche Menschen wurden verwundet oder getötet, viele Bürger büßten ihren gesamten Besitz ein. Den schleswig-holsteinischen Truppen gelang es nicht, die Dänen zu vertreiben. Sie verloren ihren Kampf um ein unabhängiges Schleswig-Holstein und hatten dabei eine Stadt geopfert, in der viele Befürworter dieser Unabhängigkeit lebten. Für Friedrichstadt war die Beschießung eine wirtschaftliche Katastrophe. Viele Bürger hatten ihre Lebensgrundlage verloren. Zwar bemühte man sich, die Stadt schnell wieder aufzubauen, und dabei den ursprünglichen Grundriss zu bewahren. Doch gingen wertvolle Zeugnisse der niederländischen Kultur durch das Bombardement verloren.“
Und im letzen Jahr der große Durchbruch. Im Internet fand ich bei Ancestry.de einen Hinweis auf das Elternpaar Frels/Johannsen. Friedrich Carl August sollte aus Dänemark stammen, seine Frau Caroline Dorothea Margaretha Johannsen aus Neustadt in Holstein. Neue Ansatzpunkte. Die dänischen Kirchenbücher sind im Internet frei zugänglich, also war kein Gang in ein Archiv nötig. Und da fand ich ihn dann auch. Er war in Stenløse, Ølstykke (Dänemark) am 14.07.1820 geboren worden. Sein Vater stammt aus Kopenhagen und seine Mutter aus Norwegen. Meine neuen Erkenntnisse waren wie folgt: Nur ein kleiner Anhaltspunkt woher sie kamen und ich konnte meine Ahnenliste um mehrer Generationen erweitern. Wenn man es zusammenfassen sollte: Die Familie lebte in Dänemark, Ostholstein und kam irgendwann mal aus Oldenburg in Oldenburg. Mein neuer Spitzenahn ist jetzt Gerhard Frels geb. um 1715. Es bleiben zwar immer noch einige ungeklärte Fragen (z. B. wo sind sie gestorben), aber ich will nicht undankbar sein. Und fertig wird man bei der Genealogie sowieso nicht!
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